Sylvia Seelmann

Sylvia Seelmann malt Landschaften, aber ihre Bilder zeigen nicht Wälder, Sümpfe und Berge, sie zeigen die Seele der Natur. Eine Arbeit von Seelmann ist schon von weitem als solche zu erkennen, denn ihre prägnanten Kompositionen besitzen eine beeindruckende Leuchtkraft. Sie verbindet weitläufige Flächen wie Seenlandschaften oder schneebedeckte Berge, die sie fast bis zum Abstrakten hin stilisiert, mit sehr fein und nuancenreich ausgearbeiteten Details von Bäumen, Büschen, Blättern und Gehölz. Daraus erwächst eine enorme Bildtiefe und dennoch scheint die Landschaft greifbar nahe. Als Betrachter fühlt man sich in die Natur versetzt, wird vom einfachen Beobachter zum Teilnehmer der Szenerie.

Die Szenerien in Seelmanns heutigen Bildern sind häufig menschenleer, obwohl die Künstlerin ihre ursprünglichen Wurzeln in der Malerei von inszenierten Menschendarstellungen hat und erst später, nach zwischenzeitlichen Ausflügen in die Abstraktion, zur gegenständlichen Landschaftsmalerei fand. Die »Erweckung« kam im Jahr 2016 auf einer Pilgerwanderung von Florenz nach Assisi. Tief beeindruckt von den Landschaftsimpressionen, die sich ihr auf dem Franziskusweg boten, suchte sie Wege, diesem Eindruck künstlerischen Ausdruck zu verleihen. Mit neuem Blick nahm sie nun auch die übrige Welt wahr und entdeckte den Wald vor der Haustür ihres Ateliers in Frohnau als Quelle der Inspiration. Aber ihre Bilder sollten nicht nur zeigen, was das Auge sieht, sie sollten die Wirkung der Natur erlebbar machen, die Lichtstimmung, den Raum, die Tiefe und Erhabenheit. Dazu lässt sie ihre Bilder »von innen heraus leuchten«, denn ihre fein ausgearbeiteten Darstellungen entstehen auf einer farbintensiven Grundierung, die in der fertigen Komposition immer wieder nach vorne dringt – mal subtil und erst auf den zweiten Blick zu erschließen, dann wieder offensichtlich, laut und plakativ. So entsteht ein spannungsreiches Wechselspiel aus Nähe und Weite, aus Stimmung und Repräsentation. Ein impressionistisches Rauschen in einem expressiven Zauberwald.

Die 1961 im nordrhein-westfälischen Wanne-Eickel geborene Seelmann lebt und arbeitet heute als freischaffende Künstlerin in Berlin. Nach ihrem Kunststudium an der Folkwang Universität der Künste in Essen bei den Professoren Laszlo Lakner und Rudolf Knubel absolvierte sie Studienaufenthalte in Frankreich, Israel und Nepal und nahm unter anderem an Workshops von Prof. Yehudit Sasportas von der Bezalel Academy of Art Jerusalem teil. Sie wurde für zahlreiche Kunstpreise nominiert und ist mehrfach ausgezeichnet, jüngst mit dem 3. Platz des VBK Kunstpreises Gemeinsam leben – ohne Hass und Antisemitismus.

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Sylvia Seelmann paints landscapes, but her pictures do not depict forests, swamps and mountains, they show the soul of nature. A work by Seelmann can be recognised by the viewer from afar, as her concise compositions have an impressive luminosity. She combines expansive surfaces such as lake landscapes or snow-covered mountains, which she stylises almost to the point of abstraction, with very finely and nuanced details of trees, bushes, leaves and shrubs. This results in an enormous pictorial depth and yet the landscape seems tangibly close. As a viewer, you feel transported into nature, transformed from a simple observer into a participant in the scenery.

The scenes in Seelmann’s paintings today are often devoid of people, although the artist’s original roots lie in the painting of staged depictions of people and it was only later, after intermittent excursions into abstraction, that she found her way to representational landscape painting. The „awakening“ came in 2016 on a pilgrimage from Florence to Assisi. Deeply impressed by the landscape impressions she encountered on the Way of St Francis, she sought ways to give this impression artistic expression. She began to see the rest of the world with new eyes and discovered the forest on the doorstep of her studio in Frohnau as a source of inspiration. But her pictures should not only show what the eye sees, they should make the effect of nature tangible, the mood of light, the space, the depth and grandeur. To this end, she allows her pictures to „shine from within“, as her finely crafted depictions are created on a colour-intensive foundation that repeatedly comes to the fore in the finished composition – sometimes subtly and only revealed at second glance, then again obviously, loudly and strikingly. The result is an exciting interplay of proximity and expanse, mood and representation. An impressionistic murmur in an expressive enchanted forest.

Born in 1961 in Wanne-Eickel, North Rhine-Westphalia, Seelmann now lives and works as a freelance artist in Berlin. After studying art at the Folkwang University of the Arts in Essen under Professors Laszlo Lakner and Rudolf Knubel, she completed study visits to France, Israel and Nepal and took part in workshops with Professor Yehudit Sasportas from the Bezalel Academy of Art Jerusalem. She has been nominated for numerous art prizes and has been honoured several times, most recently with 3rd place in the VBK Art Prize Gemeinsam leben – ohne Hass und Antisemitismus.

 

»Das Erleben von Landschaft hat für mich, wenn ich mich tief darauf einlasse, eine Dimension,
die über das Reinphysische hinausweist. Mein malerisches Forschen lotet Möglichkeiten aus,
eine Durchlässigkeit für diese Dimension in meinen Bildern erahnbar zu machen.«

5705Sylvia Seelmann