Luise von Rohden

Luise von Rohden entwickelt in ihren oftmals großformatigen Tuschezeichnungen aus einer Folge einfacher Linien komplexe Systeme, die sich auf den ersten Blick repetitiv aneinanderreihen, bei genauerer Betrachtung aber gerade das Gegenteil einfacher Wiederholungen darstellen. Vielmehr präsentieren sie sich in zahllosen Nuancen und treffen variantenreich immer wieder neu aufeinander, um schließlich durch Überlagerungen ganz neue Erscheinungsformen anzunehmen. Im Gesamtbild entfalten sich vor dem Auge des Betrachters mäandernde, lebhafte Landschaften, in denen sich mitunter auch flüchtige Bewegungen zu verbergen scheinen.

In ihrem Konstruktionsprinzip, dem Aufbau der Arbeiten aus vermeintlich einfachen Grundstrukturen, die sich in steter Wiederholung zu einem sublimen System zusammenfügen, scheinen von Rohdens Arbeiten in der Tradition des Minimalismus der 1960er-Jahre zu stehen. So weckt die Formensprache ihrer Arbeiten Erinnerungen an die prägnantesten Werke François Morellets und in dem geometrischen Grundbaukasten mag manch ein Betrachter Elemente des Konstruktivismus oder der Konkreten Kunst erkennen. Jeder derartige Versuch einer Einordnung greift aber zu kurz, denn von Rohden hat ihre ganz eigene Position entwickelt, in der sie zahlreiche Gestaltungsprinzipien der etablierten Kunstrichtungen im Kern aufbricht. So sind ihre Arbeiten bei näherer Betrachtung weder gegenstandslos, noch folgen sie einer strengen oder gar mathematischen Kompositionsvorgabe. Vielmehr ziehen sie ihren Spannungsreichtum gerade aus der Repetition in Variation, dem Gegenteil einer seriellen Wiederholung. So erklärt von Rohden selbst: »Ein perfekt ausgeführtes System würde mich nicht interessieren. Mir geht es im Wiederholen nicht um das vollkommen Identische, sondern gerade um die Variationen eines stets Ähnlichen.«

Die 1990 in Gotha geborene von Rohden studierte von 2009 bis 2015 Kunst und Kunstpädagogik bei Prof. Una H. Moehrke an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. 2013/14 ging sie für einen Studienaufenthalt an der Academy of Fine Arts Tianjin nach China; dort setzte sie sich intensiv mit der traditionellen chinesischen Tuschemalerei auseinander und erhielt wichtige Impulse für ihr künstlerisches Schaffen. Heute lebt und arbeitet sie in Leipzig. Ihre Arbeiten waren bereits in diversen Einzel- und Gruppenausstellungen in Deutschland und der Schweiz zu sehen und sind in zahlreichen privaten Sammlungen vertreten.

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In her often large-format ink drawings, Luise von Rohden develops complex systems of simple lines that at first glance appear to be repetitively connected, but on closer inspection are just the opposite of simple repetitions. On the contrary, they present themselves in countless nuances and meet again and again, rich in variations, in order to finally assume completely new manifestations through overlapping. In the overall picture, meandering, lively landscapes unfold before the eye of the viewer, in which sometimes even fleeting movements seem to hide.

In their principle of construction, the fabrication of the pieces out of supposedly simple basic structures that are constantly repeated to form a sublime system, von Rohden’s works seem to stand in the tradition of minimalism of the 1960s. Thus the formal language of her work evokes memories of the most concise works of François Morelle, and in the geometric basic construction kit some viewers may recognize elements of Constructivism or  Concrete Art. Any attempt at classification of this kind, however, falls short, because von Rohden has developed her very own position, in which she breaks down the core of numerous design principles of the established art movements. Thus, on closer inspection, her works are neither abstract, nor do they follow a strict or even mathematical compositional guideline. Rather, they draw their wealth of tension precisely from the repetition in variation, the very opposite of serial repetition. As von Rohden herself explains: „I wouldn’t be interested in a perfectly executed system. In repeating, I am not concerned with the completely identical, but with the variations of an ever similar.“

Born in Gotha in 1990, von Rohden studied art and art pedagogy with Prof. Una H. Moehrke at the Burg Giebichenstein Art Academy in Halle from 2009 to 2015. In 2013/14 she went to China for a study visit to the Academy of Fine Arts Tianjin, where she intensively studied traditional Chinese ink painting and received important impulses for her artistic work. Today she lives and works in Leipzig. Her works have already been shown in various solo and group exhibitions in Germany and Switzerland and are represented in numerous private collections.

»Das Bild wächst, wo es gelingt, über das bloße System hinaus. Ein perfekt ausgeführtes System würde mich nicht interessieren. Mir geht es im Wiederholen nicht um das vollkommen Identische, sondern gerade um die Variationen eines stets Ähnlichen.«

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